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Miluna TUANI KORSIKA KULTUR AKTIVISTIN UND AUTORIN Autorin für spannende Lektüre aus Korsika in deutscher Sprache: Romane, Gedichte, Kurzgeschichten, Erzählungen, Legenden, Kriminalerzählungen, Novellen, RealliveFiction, Bildbände, Reiseratgeber u.v.m. , u.a. auf diversen Literaturplattformen wie Bookrix u.v.a. Sitemanagerin des ersten Korsika Musik und Kultur Online Agendas Korsika Musik und Kultur Events Blogredakteurin spezialisiert auf Korsika, mit Informationen, Anekdoten, Unterhaltsamen, Rezepten Kulturellen und vielen mehr über Korsika, direkt von der Insel der Schönheit Chilloutmusikdesignerin, Chilloutmusik made in Corsica, zum chillen, träumen und meditieren... Website Managerin vom Corsica Cyber Market, des E Shops für Korsische Spezialitäten und Fanartikeln, direkt aus Korsika

11.03.19

I Surghjenti







I surghjenti aus Korsika
 
 
Die Gruppe wurde 1978 von dem charismatischen Autor und Komponisten Natale Valli gegründet, der auch heute noch die Texte für die Gruppe schreibt. Im Laufe der Jahre sind neue Stimmen und Musiker hinzugekommen, die fast alle aus der Region Alta Rocca, im Süden der Insel stammen. Heute besteht die Gruppe aus Guy Canarelli (Gesang und Gitarre), Pascal Morandini (Gesang), Jean-Paul Mangion (Gesang und Gitarre), Jean-Noël Profizi (Gesang) und Natale Valli.
 
I Surghjenti, was so viel wie „die Quellen des Ursprungs“ heißt, haben zwischen 1981 und 2010, elf Alben herausgebracht und treten mehrmals im Jahr live auf. Eine Gelegenheit, die man sich nicht entgehen lassen sollte, wenn man Korsikafan ist! Die Musik von I Surghjenti ist voller Emotionen, getragen von eindrucksvollen Stimmen ... melancholisch und zauberhaft, wie die Insel selbst ...
 
Ich möchte Ihnen einen Liedtext  korsischen Gruppe mit Übersetzung auf Deutsch vorstellen. Es handelt sich um„Ricordu“ von I Surghjenti

Ricordu ... dieses wunderschöne Lied von I Surghjenti, wird oft als eins der schönsten Lieder überhaupt angepriesen ... für mich ist es auch eindeutig mein Lieblingslied ...


Ricordu von I Surghjenti

O ghjuventù passata
Zitedda luntana par sempri di mè
O passioni vultata
Amori o dannu dumani par mè

Dimmi induva sì
Chi possu fà quì
Senza tè
Dimmi induva sì
Sò solu cusì
Senza tè

O soli d'arrimani
Aceddu chi canta l'amori di l'avvena
O piovu di a mani
E pientà tamanta tristizia chì veni

Dimmi induva sì
Chi possu fà quì
Senza tè
Dimmi induva sì
Sò solu cusì

Senza tè

Erinnerung

Oh vergangene Jugend
Kindheit für immer vorbei
wiedergefundene Leidenschaften
Liebe oder Leiden,
was bringt die Zukunft für mich?

Refrain
Sag mir wo du bist
was kann ich hier tun
ohne dich
Sag mir wo du bist
ohne dich bin ich so allein 3x

Sonne schien gestern
heute singt der Vogel
über die Liebe von morgen
der Regen an diesem Morgen
verursacht schweres Leiden,
weckt starke Traurigkeit

Refrain
Sag mir wo du bist
was kann ich hier tun
ohne dich
Sag mir wo du bist
ohne dich bin ich so allein 3x




Eine kleine Anekdote zu I Surghjenti:

Mein Vater war ein echter I Surghjentifan, wogegen ich damals eher auf Gruppen wie I Muvrini u.ä. stand.
Aus dem korsischen Radio hatten wir einige ihrer Lieder aufgenommen, aber die Qualität war immer so schlecht, dass mein Vater einfach die Kassetten kaufen wollte, vor allen Dingen, die mit seinem Lieblingslied „Paesucciu“ (dt. Dörfchen, aus dem Album GRANA DI VITA, 1986).

In Bastia und Umgebung fanden wir aber diese Kassette im Handel nicht mehr, doch man gab uns den Rat, in Porto Vechjiu in einem Plattenladen nachzufragen, da die Gruppe aus der Gegend dort stammt.

Also machten wir uns auf den Weg in den Süden, im dortigen Plattengeschäft dann erklärte man uns, dass dieses Album im Moment im Handel ausverkauft sei, aber der Gründer der Gruppe stamme aus Muratellu und er betrieb dort die Dorfbar. Wir sollten doch einfach mal bei ihm selber anfragen, vielleicht könne er uns weiterhelfen.

Also gesagt getan, ab nach Muratellu, wo wir in die einzige Dorfbar einkehrten und ich mal wieder dolmetschen musste. Ich erklärte dem Herrn Wirt das Anliegen meines Vaters und er stellte sich als der Gründer der Gruppe vor. Er war ganz gerührt davon, dass wir von so weit herkamen und, dass wir seine Musik so mochten, vor allen Dingen „Paesucciu“, welches er ja selber geschrieben und komponiert hatte;. Er sagte uns, dass er ganz erfreut darüber sei, dass wir die korsische Kultur nach draußen tragen und versprach uns das Lied zu beschaffen, sobald er wieder ins Aufnahmestudio kam. Wir ließen ihm unsere Adresse da und nach rührendem Abschied, ging es zurück.
 
Wieder in Deutschland, bekamen wir nach 1 1/2 Monaten Post aus Korsika, ein Paket mit zahlreichen Kassetten, auf denen sich die ganzen Alben der Gruppe mit allen seltenen Liedern befanden ... auch denen, die es überhaupt nicht mehr im Handel gab ... Herr V. hatte noch einige Worte beigelegt „nochmals herzlichen Dank für die Verbreitung und die Anbetung unserer Kultur und Musik, herzlichst, N.V.".
 
Mein Vater war überglücklich, und ich antwortete mit einem Dankschreiben, ich hoffe in verständigem Französisch. Tag ein Tag aus spielten wir die Kassetten ab ­ von denen ich noch mal Kopien machte, wegen ihrer Seltenheit und die Originale wie ein Huhn ihr Ei hütete ...
 
 
1992 wurde mein Vater krank. Während er in der Klinik lag, erfuhren wir, dass I Surghenti bald ein neues Album rausbringen würde: SOTT'A U TURCHINU. Mein Vater bat mich, die Reise allein anzutreten und ihm das Album mitzubringen.
 
Vor Ort besorgte ich das neue Album, aber als ich die Kassette einlegte und die extrem schwer melancholischendramatischen Lieder vernahm, wurde mir mulmig ... das klang wie ein Requiem, und es ist das Requiem für meinen Vater geworden, leider war ihm nicht mehr genug Zeit geblieben, um die neuen Lieder auch nur einmal zu hören. Auf seiner Beerdigung ließ ich sein Lieblingslied „Paesucciu“ ertönen, denn die neusten Lieder waren so schwer und traurig, dass sie mir fast den Verstand raubten ...
 
Auch heute noch schnürt sich mir der Hals zu, wenn ich eines von ihren Liedern höre ... aber wenn es mir so richtig schlecht geht, dann stelle ich sie extra an und alles bricht heraus ... und endet mit Befreiung und Erleichterung ...
 
... das nennt man „Musiktherapie“ ...
 
.... danke Euch, liebe I Surghjenti ...
 
© Miluna Tuani