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Miluna TUANI KORSIKA KULTUR AKTIVISTIN UND AUTORIN Autorin für spannende Lektüre aus Korsika in deutscher Sprache: Romane, Gedichte, Kurzgeschichten, Erzählungen, Legenden, Kriminalerzählungen, Novellen, RealliveFiction, Bildbände, Reiseratgeber u.v.m. , u.a. auf diversen Literaturplattformen wie Bookrix u.v.a. Sitemanagerin des ersten Korsika Musik und Kultur Online Agendas Korsika Musik und Kultur Events Blogredakteurin spezialisiert auf Korsika, mit Informationen, Anekdoten, Unterhaltsamen, Rezepten Kulturellen und vielen mehr über Korsika, direkt von der Insel der Schönheit Chilloutmusikdesignerin, Chilloutmusik made in Corsica, zum chillen, träumen und meditieren... Website Managerin vom Corsica Cyber Market, des E Shops für Korsische Spezialitäten und Fanartikeln, direkt aus Korsika

30.10.19

Riten und Bräuche aus Korsika: I Santi - Allerheil...

Riten und Bräuche aus Korsika: I Santi - Allerheiligen und Allerseelen

Liebe BesucherInnen,
heute möchte ich Ihnen einen weiteren Beitrag aus der Reihe „Riten und Bräuche“ aus Korsika vorstellen.
Passend zur Saison präsentiere ich Ihnen: Das Allerheiligen-Allerseelenfest (I SANTI oder TOUSSAINTS) auf Korsika.

Das Allerheiligenfest wird traditionell am 1. November gefeiert. Sein Ursprung liegt nicht in biblischen Texten, sondern ist auf den Ritus des keltischen Neujahrsfests zurückzuführen, welches "Samain" genannt wurde, was so viel wie "die Versammlung" bedeutet. Es ist ursprünglich ein fröhliches Fest, weil es alle Heiligen ehrt. Auf das Allerheiligenfest folgt das Allerseelenfest, am 2. November.
Es ist der Moment, wo Zeit und Raum, das Unsichtbare mit dem Sichtbaren kommunizieren, um die Vorfahren zu ehren und einen Kontakt zu den Verstorbenen aufzunehmen. Im Laufe der Zeit ist das Allerheiligenfest mit dem Allerseelenfest verschwommen.
Um seine Verstorbenen zu ehren werden Herbstchrysanthemen in Töpfen auf die Gräber gebracht um sie zu verschönen. Die Herbstchrysantheme ist in dieser Jahreszeit die am meisten verkaufte Blume. Sie ist das Symbol der Toten. Auch stellt man abends rote Öllichter auf die Gräber und auf die Fensterbänke, um den Weg für die Verstorbenen zu erhellen.
Auf Korsika nimmt das Allerheiligenfest die antiken Feierlichkeiten der Ehrung der Toten wieder auf.
Der Glaube herrscht noch heute vor, dass die Verstorbenen an diesem Tag dahin zurückkehren, wo sie vorher gelebt haben. Deshalb lassen die Familienangehörigen der Verstorbenen ein Glas Milch und einige geröstete Esskastanien auf dem Tisch oder auf dem Fenstersims bevor sie zu Bett gehen.
Am nächsten Morgen liest man dann in der Asche im Kamin die Zeichen einer eventuellen Präsenz der Verstorbenen.
Es wird typisches traditionelles Gebäck wie Bastelle oder Scacce gefertigt, und jedes Familienmitglied verteilt es unter Freunden und Nachbarn, um deren Verstorbenen zu ehren und ein Geschenk zu machen.
Auch werden von den Dorfältesten an alle Bewohner des Dorfes, Hammelfleischviertel und Sciacce mit Brucciu und Rosinen gefüllt verteilt.

In Bastia wird das traditionelle Allerheiligenbrot, die Salviata hergestellt, eine Art 20 bis 30 Zentimeter langer Kuchen in S-Form aus Butterweizenmehlteig, der vorher mit getrocknetem Salbei und Anislikör aromatisiert wird.
In Bunifaziu bäckt man das "Brot der Toten" am 2. November, aus Mehl, Zucker, Butter, Eiern, Zitronenschale, Walnusskernen und Rosinen.
Ein anderer Ritus, der nach dem zweiten Weltkrieg leider verloren gegangen ist, sah vor, dass die jungen Leute in den Dörfern auf die Kirchtürme steigen und die Glocken aus eigener Kraft so lange läuten bis sie nicht mehr konnten.
Zu Zeiten als es noch keinen Friedhof in den Dörfern gab, erbaute man die Grabstätte auf dem eigenen Grundstück, und von weiten konnte man die kleinen roten Lichter der immerwährenden Ölkerzen überall in der Umgebung schimmern sehen …
Und zum Abschluss des Allerheiligenmonats wird am 30. November auf Korsika das Fest des Sant'Andria gefeiert, das ein wenig Halloween gleicht.
Am Abend dieses Tages versammeln sich die Kinder und Jugendlichen des Dorfes zusammen mit zwei Dorfältesten, dem Precantula (dem Prediger) und dem U SACCU (dem Sackträger), um singend und predigend von Haus zu Haus zu ziehen und bei den Dorfbewohnern um Gaben zu bitten. Sie singen „Aprite! Aprite! A Sant' Andria chi vene da lunga via. A i pedi cunghjalati: e ha bisognu di riscalda si d'un buon bichier'di vinu!" (Öffnet dem Sant’Andria, der von weit herkommt, den die Füße nicht mehr tragen und der sich ausruhen möchte, bei einem guten Glas Wein“)
Der Tradition nach geben die Hausbesitzer Obst, Süßigkeiten, Backwerk und Wein, und der Legende nach, sucht Unglück den heim, der nichts geben will.
Am Ende des Umzugs versammeln sich alle Umzügler und setzten sich auf dem Dorfplatz vor einem Feuer nieder, um ihre gesammelten Schätze zu teilen.

Liebe Grüße,
Ihre Miluna

© Miluna Tuani